Landsgemeinde 2000
Traktandum 1 zu Traktandum 2 zu Traktandum 3 zu Traktandum 4 zu Traktandum 5 zu Traktandum 6 zu Traktandum 7 zu Traktandum 8 zu Traktandum 9 zu Traktandum 10 zu Traktandum 11 zu Traktandum 12 zu Traktandum 13 zu Traktandum 14 zu Traktandum 15 leerKommentare leerTraktandenliste leerHome

Traktandum 1

leer leer

Rede Landsgemeinde 2001

Hochgeachteter Herr Landesstatthalter
Hochgeachtete Damen und Herren der administrativen und richterlichen Behörden
Hochvertraute, liebe Mitlandleute

Wie seit Jahrhunderten üblich, haben wir uns einmal mehr im Ring zu Glarus zusammengefunden, um an unserer Landsgemeinde, so wie es in der Verfassung steht, zu mindern und zu mehren. Auch wenn sich im Ablauf und in den Kompetenzen im Laufe der Zeit Einiges geändert hat, so ist die Landsgemeinde in sich doch eine bemerkenswert stabile Institution geblieben. Dies wird auch weiterhin so bleiben, wenn wir die Sachlichkeit über das Emotionale stellen, wenn wir das Wohl des Landes dem Eigenwohl voranstellen, wenn wir hier und heute als Glarnervolk würdig und überlegt unsere Wege zu gehen verstehen.

Die jahrhundertealte Tradition und Institution Landsgemeinde hat das Glarnervolk nie davon abgehalten, von dem Kenntnis zu nehmen, was sich im Tale selbst und in der Welt weiterentwickelt, neu bildet und geschieht. So manche Landsgemeinde-ansprache hat schon den Hinweis enthalten, dass in einer unruhigen Welt, in einer Zeit voller Unrast und Anspannungen, in einer politisch, militärisch und wirtschaftlich unsicheren Lage getagt werde. Es ist auch diesmal nicht völlig anders. Auch das Jahr 2000 war geprägt von Naturkatastrophen, von kriegerischen Ereignissen und der Präsidentenwahl einer Supermacht, die an technischen Details fast gescheitert wäre. Die Welt dreht sich auf dieselbe Weise weiter wie früher. Die Schwerpunkte verlagern sich. Die Themen ändern, die Örtlichkeiten mindestens teilweise ebenso.

Tschetschenien, Gazastreifen, Südlibanon, Mazedonien, Kosovo, Zaire, Uganda sind ein paar Länder und Gebiete, in denen nach wie vor Terror und Gewalt, Krieg und Elend herrschen, und aus denen wir beinahe Tag für Tag von Bombenanschlägen, von Luftangriffen, von Gräueltaten vernehmen. Übersteigertes Machtstreben, ungelöste ethnische Probleme, territoriale Ansprüche und auch das Streben nach Besitz von Ressourcen führen leider heute noch zu Machtkonflikten und gewaltsamen Auseinandersetzungen. Auch wenn einigermassen gute Voraussetzungen bestehen, dass die Menschen und die grosse Politik ihre Kräfte auf ein friedliches Zusammenleben konzentrieren und weniger die gegenseitige Vernichtung anstreben, dürfen wir uns nicht blenden lassen. Die Aufgaben und Probleme in den vorgenannten Ländern, in der Dritten Welt sind noch riesengross und harren weiterhin der Lösungen.

Fortschrittsglaube, Modernisierung, Aufbruch, Umbruch, Wandel bedeuten nämlich keineswegs, dass wir in der besten aller Welten leben. Wohl ist die grosse Spaltung der Welt überwunden, und nicht jeder Gegner ist auch gleich das Reich des Bösen. Die Kampffelder haben sich verlagert. Die Streitgegenstände heissen: Globalisierung, Liberalisierung und Individualisierung von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur. Die Vorkommnisse um das Davoser Weltwirtschaftsforum haben gezeigt, dass nicht alle einverstanden sind mit einer radikalen Veränderung unserer Arbeits- und Lebenswelt, mit der Macht von Konzernen, mit der ständigen Schaffung und Zerstörung von Arbeitsplätzen, mit Qualifikations- und Konkurrenzdruck. Mag auch der Fortschritt noch so gross, die wirtschaftliche Situation noch so gut sein, alles hat seinen Preis, seine Kehrseiten, Gewinner und Verlierer. Unser Staat, wir alle, tun gut daran, wenn wir Markt- und Individualkräfte so lenken, dass sie im Interesse des gesellschaftlichen Zusammenhaltes dem Gemeinwohl aller dienen.

Hochvertraute, liebe Mitlandleute
Die weltweite Konjunkturbelebung, auch die Globalisierung der Märkte und der internationale Standortwettbewerb haben es mit sich gebracht, dass es uns wirtschaftlich gut geht. Die Statistik zeigt in Richtung Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenquote ist gesunken. Es herrscht in verschiedenen Berufen sogar Arbeitskräftemangel. Wir können zufrieden sein wie wohl schon seit längerem nicht mehr.

Mit einem Ja-Anteil von 67,2 Prozent hat das Schweizervolk am 21. Mai 2000 den Bilateralen Abkommen mit der EU zugestimmt. Mit einem Nein-Anteil von 76,7 Prozent ist am 4. März dieses Jahres der Initiative «Ja zu Europa» eine Abfuhr erteilt worden. Ein Widerspruch? Nein, denn mit Recht will das Volk vorerst einmal die Erfahrungen aus diesen Abkommen sammeln. Ein gesundes Misstrauen und eine Politik der kleinen Schritte gegenüber grossen Mächten entspricht zudem den eigentlichen Bestrebungen unseres Staates. Dies alles heisst und darf wiederum nicht bedeuten, dass die Schweiz sich gegenüber allem und jedem abschotten soll. Unser Land, eine unterschiedliche Völkergemeinschaft, eine Willensnation, ist Teil der grösseren europäischen Völkergemeinschaft. Wir sollen dort mithelfen, wo unsere guten Dienste und Leistungen gefragt und notwendig sind. Es gehört auch zu unseren Staatsaufgaben, mitzuhelfen, den Verständigungswillen zu fördern und zu stärken, beizutragen, dass überall menschliches Glück realisiert werden kann.

Der Absturz eines Concorde Flugzeuges bei Paris, die verheerenden Jahrhundert-Hochwasser im Wallis und im Tessin, die Erdbeben in Indien und in Mittelamerika, die nach wie vor auftretenden BSE-Fälle und seit einigen Wochen die Maul- und Klauenseuche geben Anlass zu Schlagzeilen. Auch diese Ereignisse sollten uns nicht gleichgültig lassen. Sie zeigen uns sehr oft menschliche und technische Grenzen auf. Sie mahnen uns, dass nicht alles machbar ist. Sie zeigen aber hin und wieder auch, dass es Grenzen gibt, die wir Menschen nicht überschreiten sollten.

Hochvertraute, liebe Mitlandleute
Wer den Blick zurückschweifen lässt auf die glarnerischen Ereignisse und die Schlagzeilen der letzten Monate, der kann aus Politik, Gesellschaft und Kultur in einer unerwarteten Vielfalt berichten. 100 Jahre Klausenpass wurde gefeiert, wie auch 30 Jahre Pflegeschule und Arbeitsgemeinschaft der 7. Der gute Sommer und ein gutes Weihnachts- und Neujahrsgeschäft für die Glarner Hotelerie waren Aufsteller, die Bilanz in Bezug auf den Erhalt von Arbeitsplätzen als Folge der Verselbstständigung der ehemaligen Staatsbetriebe Bundesbahnen, Post und Telefon hingegen weniger. Die starken Regenfälle des letzten Sommers setzten der Landwirtschaft arg zu und führten auch zu zerstörenden Schlipfen und Runsen. Der ausgebliebene Schnee im Hochwinter ermöglichte nicht jene Geschäfte, die man erwartet hatte. Die Kleinräumigkeit als Standortvorteil beim Weg durch die Bewilligungsinstanzen, das neue Berufsinformationszentrum, die Mitbeteiligung an der Fachhochschule Rapperswil, der Beitritt zur Greater Zurich Area mit der Möglichkeit zu einer grossräumigen wirtschaftspolitischen Vernetzung und das neue Tourist-Center im Bahnhof Glarus können als Beispiele aufgeführt werden, dass unser Kanton an eine Zukunft glaubt und an dieser aktiv mitgestalten will. Aber auch der Inhalt jener Schlagzeile, die da lautet: «Das Ziel sind starke Gemeinden», muss mehr als nur ein Motto für die zukünftige Gliederung unseres Kantons sein.

Auch wenn die Aufzählung über diese verschiedenen Aktivitäten unvollständig ist, ergibt sie gesamthaft dennoch ein erfreuliches Bild unseres Kantons. Daran zu arbeiten sind wir alle aufgerufen. Das Bauen an der sogenannten Ich-AG, die Steigerung des eigenen Wohlbefindens und des persönlichen Nutzens ist ein legitimes Bestreben. Wir sollten dies aber nicht tun, ohne auch unsere Verantwortung dem Staat und der Gesellschaft gegenüber wahrzunehmen.

Hochvertraute, liebe Mitlandleute
Es geziemt sich auch, dass die Landsgemeinde derer gedenkt, welche Geschehnisse und Politik in Gemeinden und Kanton in verantwortungsvoller Position mitbestimmt und mitgelenkt haben. In seinem 93. Lebensjahr ist am 10. Februar dieses Jahres alt Regierungsrat Abraham Knobel, Schwändi, gestorben. Von 1956 bis 1974 gehörte der Verstorbene dem Regierungsrat an. Zunächst als Vorsteher der Armen- und Vormundschaftsdirektion, später auch noch der Forstdirektion, wirkte er in Ressorts, die auf seine soziale Gesinnung zugeschnitten waren und in denen er sich gut auskannte. Als Schulpräsident, als Gemeindepräsident und Richter hatte er schon vor seinem Eintritt in die Regierung mit grossem Einsatz der Öffentlichkeit gedient.

Der Lebenskreis schloss sich auch für drei ehemalige Landratspräsidenten: Fritz Böniger, Nidfurn, Emil Feldmann, Näfels, und Hans Elmer, Ennenda. Mitten aus seinem aktiven Leben wurde am 12. März Landrat Jürg Hauser, Näfels, im Alter von 54 Jahren, gerissen. Sie alle waren aktive Politiker auf der Gemeindeebene und dienten im Landrat ihrer Gemeinde, aber auch dem ganzen Kanton.

Mit dem Schriftsteller, Historiker und Zeitgenossen Georg Thürer ist eine Persönlichkeit verstorben, die stets dem Kanton eng verbunden geblieben ist. Zahlreiche Werke wissenschaftlicher und literarischer Art hat er dem Land Glarus gewidmet.

Wir wollen uns in Dankbarkeit dieser Männer erinnern und Ihnen ein ehrenvolles Andenken bewahren.

Mit der Beratung und den Entscheiden zu den anstehenden Traktanden hat die Landsgemeinde jene Leitlinien und Prioritäten festzulegen, welche aus Sicht der staatlichen Gemeinschaft zu deren Wohl unabdingbar sind. Nicht das, was dem Einzelnen von seinem Standpunkt aus als wünschbar erscheint, sondern was sachlich und zeitlich notwendig, dringlich und tragbar ist, muss den Vorrang geniessen. Dies alles auch im Bewusstsein, dass es abzuwägen gilt, was überhaupt dem Staat überbürdet werden kann und was in der Selbstverantwortung eines jeden Einzelnen von uns liegt.

In diesem Sinne und Geist wollen wir die Traktanden durchberaten, mindern und mehren. Ich empfehle Land und Volk von Glarus wiederum dem Machtschutz Gottes und erkläre die Landsgemeinde 2001 als eröffnet.

Darum geht es

Eröffnung

Die Landsgemeinde wird durch den Landammann eröffnet. Die stimmberechtigten Männer und Frauen werden hierauf den Eid zum Vaterland schwören.

Auszug aus Memorial (pdf-Datei 68 KB)

Vollversion Memorial (pdf-Datei 1,8 MB)

leer
zum Anfang der Seite